Stromkabel verlängern - so klappt’s sicher
Die Lampe hängt an der gewünschten Stelle, aber der Stecker reicht nicht bis zur Steckdose? Das neue Gerät soll an die Wand, doch das Kabel endet vorher? Zum Glück lassen sich Stromkabel verlängern! Mit dem richtigen Material, etwas Zeit und ein paar Grundlagen zur Elektroinstallation kann man das Problem lösen. Wichtig ist, dabei immer sicher zu arbeiten. Denn Elektrizität ist praktisch, aber auch gefährlich, wenn unsauber gearbeitet wird. Hier erfahren Sie, welche Kabel Sie selbst verlängern dürfen, worauf Sie unbedingt achten müssen und welche Möglichkeiten es überhaupt dafür gibt.
Warum Stromkabel verlängern?
Dafür gibt es viele Gründe. Eine Hängelampe soll ein Stück weiter zur Mitte des Raums rücken. Im Garten liegt der Stromanschluss zu weit weg vom Teich. Oder im Keller soll ein Gerät angeschlossen werden, doch das Kabel ist zu kurz. Immer wieder steht man vor dem gleichen Problem: Die Kabellänge reicht nicht aus.
Natürlich kann man auch einfach ein Verlängerungskabel nutzen. Doch wer eine dauerhafte Lösung sucht, greift besser zur Kabelverlängerung mit Klemme, Stoßverbinder oder Muffen. Das sieht ordentlicher aus und schafft eine sichere Verbindung.
Sicherheit an erster Stelle
Zunächst: Beim Umgang mit Elektrizität geht Vorsicht vor. Bevor Kabelenden überhaupt in die Hand genommen werden, muss die Stromleitung stromfrei sein. Sicherstellen lässt sich das mit einem Multimeter oder einem Phasenprüfer. Am besten gleich eine Durchgangsprüfung machen. Nur wenn kein Strom fließt, darf gearbeitet werden.
Die VDE-Vorschriften geben den Rahmen vor. Sie definieren, welche Kabel (z. B. NYM für den Innenbereich oder NYY für draußen) genutzt werden dürfen und wie eine Verlegung aussehen muss.
Sicherheitshinweise beim Stromkabel verlängern
-
Nur Fachkräfte dürfen an der Elektroinstallation eines Hauses arbeiten.
-
Bei Elektro-Kleingeräten können geübte Heimwerker selbst Hand anlegen - aber nur mit Vorsicht.
-
Kabellänge begrenzen: Zu lange Leitungen können Störungen oder im schlimmsten Fall Kabelbrand verursachen.
-
Vor Beginn: Gerät ausschalten und vom Stromnetz trennen.
-
Auf örtliche Vorschriften achten, etwa Kabeltypen oder Verlegung in Schutzrohren.
-
Verdrahtung und Isolierung prüfen: Keine offenen Drähte, keine beschädigte Isolierung.
-
Bei Unsicherheit immer einen Elektriker hinzuziehen.
-
Grundsatz: Sicherheit geht vor – Elektrizität birgt Gefahren.
Die richtigen Materialien
Um Stromkabel verlängern zu können, braucht es mehr als nur ein Stück Kabel. Folgendes kommt infrage, je nachdem, für welche Methode Sie sich entscheiden:
-
Lüsterklemmen: Klassisch, günstig, aber nicht immer die eleganteste Lösung.
-
Wago-Klemmen oder Steckklemmen: Werkzeuglos, praktisch, sicher. Besonders für Litzen und feste Adern geeignet.
-
Isolierte Stoßverbinder: Werden mit einer Crimpzange verpresst und mit Schrumpfschlauch geschützt.
-
Muffen oder Abzweigdosen: Für Verbindungen im Außenbereich, bieten Schutz vor Nässe.
Zusätzlich wichtig: Abisolierzange, Kneifzange, evtl. Crimpzange, Aderendhülsen, Schrumpfschlauch für eine bessere Isolierung.
Und nicht vergessen: Zugentlastung, damit später kein Zug an den Adern entsteht.
Kabel vorbereiten
Bevor das Kabel verlängert wird, müssen die Kabelenden freigelegt werden. Dafür mit der Abisolierzange ca. 1-2 cm des Kabelmantels abziehen und die einzelnen Adern isolieren (jede Leitung 3 mm freilegen). Dabei immer gut aufpassen, dass der Draht nicht beschädigt wird.
Die Farben geben Orientierung:
-
Außenleiter (meist braun oder schwarz)
-
Neutralleiter (blau)
-
Schutzleiter (grün-gelb)
Diese Adern müssen später korrekt angeschlossen werden, sonst droht Kurzschluss oder Stromschlag.
Methode 1: Lüsterklemme/Wago-Klemmen
Die einfachste Variante:
-
Klemme einsetzen: Abisolierte Enden in Lüsterklemme oder WAGO-Klemme stecken, festschrauben oder schließen. Isolierung darf nicht von der Schraube berührt werden.
-
Verlängerungskabel verbinden: Schritte wiederholen und Adern korrekt zuordnen: Neutralleiter zu Neutralleiter, Außenleiter zu Außenleiter, Schutzleiter zu Schutzleiter.
-
Sitz prüfen: Kabel leicht ziehen – die Verbindung muss fest sein.
-
Tipp: Aderendhülsen nutzen. Sie schützen die Litzen, erleichtern das Einführen und sichern die Verbindung.
Methode 2: Crimpen mit Stoßverbindern
Wer es besonders ordentlich möchte, setzt auf isolierte Stoßverbinder:
-
Kabel vorbereiten: Etwa 1 cm Mantel entfernen, Adern passend zur Länge des Stoßverbinders abisolieren.
-
Stoßverbinder einsetzen: Kabelenden vollständig in die isolierten Stoßverbinder schieben, keine Litzen dürfen herausschauen. Eine Sperre im Stoßverbinder verhindert, dass Sie Kabel zu weit einführen.
-
Crimpen: Mit der Crimpzange an beiden Seiten zudrücken, dann Verbindung durch kräftiges Ziehen prüfen.
-
Farbcode der Crimpzange beachten: Rot = 0,5–1,4 mm², Blau = 1,5–2,5 mm², Gelb = 4–6 mm².
-
Verlängerung komplettieren: Schritte auf der Gegenseite wiederholen.
Hinweis: Crimp-Verbindungen sind dauerhaft. Soll die Verbindung lösbar bleiben, sind Lüster- oder WAGO-Klemmen besser geeignet.
Unterschiede: Verlängern im Innen- vs. Außenbereich
Im Haus reicht es meist, mit Lüsterklemmen oder Wago-Klemmen zu verlängern. Für Steckdosen oder Lampen wird die Verbindung zusätzlich in einer Abzweigdose gesichert. So ist die Verbindungsstelle geschützt und später wieder auffindbar.
Belastung beachten: Für viele Elektrogeräte ist eine Absicherung mit 16 A üblich. Wer eine Leitung verlängern möchte, sollte daher den Querschnitt des Kabels (meist 1,5 mm² oder 2,5 mm²) im Blick haben.
Draußen gelten strengere Regeln. Hier muss das Kabel wetterfest und robust sein. NYY-Kabel sind für die Verlegung im Erdreich geeignet. Verbindungsstellen gehören in wasserdichte Muffen oder Abzweigdosen mit IP-Schutzklasse. Auch Schrumpfschlauch oder Gel-Verbinder kommen gern zum Einsatz.
Besonders wichtig: Schutz vor Nässe und eine sichere Zugentlastung. Denn Regen, Frost und Sonneneinstrahlung setzen Kabeln mehr zu als im Innenbereich!
Prüfen der Verbindung
Nach dem Verlängern muss dann geprüft werden, ob alles korrekt angeschlossen ist und gut funktioniert. Mit einem Multimeter und Prüfspitzen lässt sich so eine Durchgangsprüfung machen. Dabei wird kontrolliert, ob die Verbindung sauber ist und kein Kurzschluss vorliegt.
Anschließend den Stecker in die Steckdose stecken und vorsichtig testen. Wenn alles läuft, ist die Kabelverlängerung erfolgreich abgeschlossen.
Häufige Fehler vermeiden
-
Falsche Aderzuordnung: Außenleiter und Neutralleiter vertauscht: Kurzschlussgefahr!
-
Schlechte Isolierung: Kabelenden nicht sauber abisoliert oder Schrumpfschlauch vergessen.
-
Keine Zugentlastung: Ader reißt bei Belastung heraus.
-
Ungeeignete Materialien: Lüsterklemme im Außenbereich statt Muffe oder wasserdichtem Verbinder.
Alternativen zum Kabel verlängern
Manchmal muss ein Kabel gar nicht verlängert werden. Oft reicht schon ein Verlängerungskabel oder eine Kabeltrommel. Drei Meter sind in vielen Fällen genug, um die nächste Steckdose zu erreichen. Soll es weiter gehen, lieber direkt ein längeres Kabel oder eine Trommel nehmen. Zwei Verlängerungskabel sollte man aber niemals aneinanderstecken. Verlängerungskabel gibt’s bis 25 Meter, Kabeltrommeln sogar mit bis zu 100 Metern.
Manchmal lohnt es sich aber, das Kabel auch komplett austauschen zu lassen. Gerade bei alten Stromleitungen ist ein neues Stück Kabel sicherer. Und: Bei manchen Netzteilen ist das Kabel auch einfach am Stecker befestigt. Ist es zu kurz, lässt sich das problemlos durch ein längeres austauschen – und das kostet meist nicht viel.
Fazit
Selbst ein Stromkabel zu verlängern ist für Elektro-Kleingeräte erlaubt und gar nicht so kompliziert. Mit Lüsterklemmen, Wago-Klemmen oder Stoßverbindern entsteht schnell eine sichere Verbindung. Wichtig sind saubere Kabelenden, richtige Zuordnung von Außenleiter, Neutralleiter und Schutzleiter und eine gute Isolierung. Im Innenbereich reicht oft eine Steckklemme. Im Außenbereich muss die Verbindung aber wetterfest und geschützt sein.
Wer sauber arbeitet, eine Durchgangsprüfung macht und VDE-Vorschriften beachtet, kann ein Kabel verlängern, ohne Risiko einzugehen. Und wenn Unsicherheit bleibt und bei Elektroinstallationen am Haus, immer einen Fachmann holen - denn beim Umgang mit Elektrizität gilt: Sicherheit geht vor.