Strombelastbarkeit einfach erklärt: So wählt man das passende Kabel

Strombelastbarkeit einfach erklärt: So wählt man das passende Kabel

Einfach ein Draht? Ganz und gar nicht. Ein Kabel ist ein Bauteil, das je nach Anwendung genau berechnet sein muss, damit Strom sicher fließen kann. Schon beim normalen Stromfluss wird Wärme erzeugt - und die kann schnell zum Problem werden, wenn Leitungsquerschnitt oder die Verlegeart nicht stimmen. In der Elektroinstallation ist es deshalb wichtig zu wissen, wie viel Strom ein Kabel wirklich verträgt. Die sogenannte Strombelastbarkeitstabelle hilft dabei, die richtige Leitung auszuwählen und damit Risiken wie Überhitzung oder Kabelbrand zu vermeiden.

Wie Strom Wärme erzeugt

Elektrischer Strom ist nichts anderes als Elektronen, die durch einen Leiter fließen. Der Leiter besteht aus Metall - meist Kupfer oder Aluminium, das aus einem festen Atomgitter besteht. Die Elektronen bewegen sich zwischen den Atomrümpfen und stoßen dabei immer wieder gegen diese festen Strukturen. Jede Kollision erzeugt dabei ein wenig Wärme, weil die Bewegungsenergie der Elektronen auf die Atomrümpfe übertragen wird. Diese ständige Schwingung des Metallgitters wird dann als Wärmeenergie wahrgenommen.

Je mehr Strom fließt, desto mehr Elektronen bewegen sich und desto mehr Wärme entsteht auch. Daher ist klar: Ein dünnes Kabel, durch das viel Strom fließt, wird schnell ziemlich heiß. Wird die Wärme zu groß, kann dadurch die Isolierung am Kabel beschädigt werden oder im schlimmsten Fall sogar ein Kabelbrand entstehen.

Warum die Strombelastbarkeit so wichtig ist

Für jede Leitung gibt es eine maximale Betriebstemperatur, die nicht überschritten werden darf. Die DIN VDE 0298-4 legt diese Grenzwerte fest und gibt gleichzeitig Hinweise auf die zulässige Strombelastung.

Die Strombelastbarkeit hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Art des Leiters: Kupfer oder Aluminium, Mantelleitung oder flexible Litze.

  • Verlegeart: Ob das Kabel in der Wand, in Leerrohren oder frei verlegt wird.

  • Betriebstemperatur: Sowohl der Leiter selbst als auch die Isolierung dürfen bestimmte Temperaturen nicht überschreiten.

Wer also eine Elektroinstallation plant, muss vorab wissen, wie stark die Leitungen während des Betriebs belastet werden. Nur so kann der Nennquerschnitt so gewählt werden, dass der maximale Dauerstrom sicher transportiert wird.

Strombelastbarkeitstabelle: Ein praktisches Werkzeug

Eine Strombelastbarkeitstabelle zeigt für verschiedene Kabeltypen und Querschnitte, wie viel Strom gefahrlos fließen darf. Die Tabellen berücksichtigen auch die Verlegeart und die zulässige Betriebstemperatur.

Beispiel: Für Cu-Kabel (Kupfer) mit 1,5 mm² Querschnitt gilt bei fester Verlegung in der Wand eine maximale Strombelastbarkeit von 70 °C bei 30 °C Umgebungstemperatur. Wird dasselbe Kabel aber in einem Bündel von mehreren Leitungen verlegt, muss die zulässige Stromstärke reduziert werden.

Die Tabellen unterscheiden außerdem zwischen Verlegearten A1 bis G, was beschreibt, wie und wo das Kabel geführt wird – ob in der Wand, auf Putz, in Rohren oder frei hängend. Auch die Umgebungstemperatur spielt eine Rolle: Je wärmer es ist, desto geringer die Strombelastbarkeit.

Leitungsquerschnitt richtig wählen

Die Faustregel lautet: Mit steigendem Leitungsquerschnitt steigt auch die Strombelastbarkeit. Ein 2,5 mm²-Kabel verträgt mehr Strom als ein 1,5 mm²-Kabel, ein 4 mm²-Kabel noch mehr.

Wichtig ist, dass der Querschnitt so gewählt wird, dass der maximale Dauerstrom, der durch das Kabel fließt, die zulässige Strombelastbarkeit nicht überschreitet. Nur so wird sichergestellt, dass der Leiter weder überhitzt noch die Isolierung Schaden nimmt.

Auch die Isolierung und der Kabelmantel haben Einfluss auf die maximal zulässige Temperatur. Hier muss beachtet werden, dass die Werte in der Strombelastbarkeitstabelle für die jeweilige Leitungsart gelten.

Praxisbeispiel: Beleuchtung und Steckdosen

Wer im Haus zum Beispiel eine neue Steckdose oder Lampe anschließt, sollte wissen, welche Kabelquerschnitte passen. Für normale Stromkreise mit Licht oder Steckdosen werden meist 1,5 mm² oder 2,5 mm² Kupferkabel verwendet.

  • 1,5 mm² Cu-Kabel: geeignet für Lichtstromkreise mit bis zu ca. 10–16 A.

  • 2,5 mm² Cu-Kabel: Standard für Steckdosen mit bis zu 20 A.

Wird mehr Strom benötigt, etwa für Elektroherd oder Wärmepumpe, kommen 4 mm² oder 6 mm² Leitungen zum Einsatz. Wer die Strombelastbarkeit ignoriert, riskiert, dass die Leitung heiß wird, die Isolierung beschädigt wird oder der Sicherungsautomat auslöst.

Verlegeart und Umgebung beachten

Aber nicht nur der Querschnitt zählt, auch die Art der Verlegung beeinflusst die Strombelastbarkeit. Frei verlegte Leitungen können Wärme beispielsweise leichter abgeben als Kabel, die in einem Rohr oder hinter einer Wand verlegt sind. Und wird ein Kabel gebündelt mit mehreren anderen Leitungen verlegt, reduziert sich ebenfalls die zulässige Stromstärke, weil die Wärmeabgabe eingeschränkt ist.

Die DIN VDE 0298-4 gibt hier detaillierte Tabellen für jede Verlegeart an. So lässt sich im Voraus berechnen und nachschauen, welche Leitung in welcher Situation sicher ist.

Tipps für Heimwerker

Auch wenn das Arbeiten an der Hauselektrik für Laien gesetzlich nicht erlaubt ist, kann es hilfreich sein, die Grundlagen zu verstehen:

  • Strombelastbarkeit kennen: Vorher prüfen, welche Leitung für welchen Verbraucher nötig ist.

  • Leitungsquerschnitt richtig wählen: Lieber ein bisschen dicker als zu dünn.

  • Verlegeart beachten: Kabel, die hinter Putz oder in Rohren liegen, erwärmen sich schneller.

  • Temperaturgrenzen einhalten: Maximal zulässige Betriebstemperatur von Isolierung und Mantel nicht überschreiten.

Wer diese Punkte im Hinterkopf hat, kann spätere Probleme vermeiden - wie Überhitzung, Auslösen von Sicherungen oder gar Kabelbrand.

Strombelastbarkeit in der Praxis

Ein kleines Beispiel aus dem Alltag: 

Ein Wohnzimmer bekommt eine neue Steckdosenleiste und einen zusätzlichen TV-Anschluss. Das vorhandene 1,5 mm² Kabel wäre für die Lichtinstallation schon ausreichend, aber die zusätzlichen Verbraucher erhöhen dann den Strombedarf. Hier muss man prüfen, ob der Querschnitt noch passt oder ein 2,5 mm² Kabel sinnvoll ist.

Ebenso bei einer Kücheninstallation: Elektroherd, Kaffeemaschine, Wasserkocher – die Leitungen müssen so dimensioniert sein, dass sie den Dauerstrom aufnehmen können, ohne zu heiß zu werden. Und die Strombelastbarkeitstabelle liefert dafür die nötigen Werte.

Fazit

Die Strombelastbarkeit von Kabeln bzw. Leitungen ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für Sicherheit und Stabilität jeder Elektroinstallation. 

Mit der richtigen Wahl des Leitungsquerschnitts, Beachtung der Verlegeart und Einhaltung der Betriebstemperatur lassen sich aber Überhitzung, Kabelschäden und Ausfälle gut verhindern. Eine Strombelastbarkeitstabelle ist dafür ein sehr wichtiges Hilfsmittel, um die maximale Stromstärke für alle möglichen Leitungsarten zu bestimmen.

Wer diese Grundlagen kennt und versteht, kann die Elektroinstallation besser planen - selbst wenn letztlich ein Fachmann die Leitungen verlegt. So sind Leitungen, Geräte und Sicherungen langfristig geschützt, und die Stromversorgung im Haus funktioniert immer sicher und zuverlässig.

 


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